Ein Einblick in das Leben von Luca.
Geboren wurde Luca am 15. August 1990 mit Fallot’scher Tetralogie, der häufigsten Form angeborener Herzfehler. Mit anderthalb Jahren wurde sein Ventrikel-Septum-Defekt korrigiert. Luca infizierte sich dabei mit Spitalkeimen. Er musste auf der Intensivstation stabilisiert werden und für weitere zwei Monate im Spital bleiben.
Kurze Zeit später wurde sein Leben durch seinen kleinen Bruder beschenkt, und gemeinsam mit seiner Familie durfte Luca eine beschwerdefreie Kindheit erleben.
Mit 12 Jahren folgte seine zweite Operation, bei der eine Rinderklappe den Platz seiner Pulmonalklappe einnahm. Auch nach diesem Eingriff brauchte es Zeit, bis Luca wieder in seiner Kraft war. Doch die neue Klappe trug ihn durch seine Jugend, ohne dass er Beeinträchtigungen verspürte.
Im Alter von 24 Jahren ging Luca für sein Geografiestudium zum Erasmusaustausch nach Bologna. Dort erwartete ihn ein ganz anderes Leben mit vielen neuen Menschen und Eindrücken. Schon zu Beginn bekam Luca einen Infekt, dem er jedoch keine große Beachtung und Ruhe schenkte. Unbemerkt zog sich dieser über mehrere Monate hinweg. Erst dann, als er bemerkte, wie erschöpft und müde er wirklich war, dass er viel Gewicht verloren hatte, keinen Appetit mehr hatte und Fieber bekam, kontaktierte er seinen Arzt in Zürich, der ihn sofort nach Hause rief. Seine Vermutung: Endokarditis, eine Entzündung der Herzinnenhaut.
Luca kam nach einer langen und anstrengenden Zugfahrt zu Hause in der Schweiz an, wo seine Familie ihn geschockt empfing. Der Zustand verschlechterte sich, aber Luca wollte erst am nächsten Tag ins Spital. Es fiel ihm schwer, seine Situation zu verstehen und zu akzeptieren, denn alles verlief so schleichend und fühlte sich surreal an. Nun stand er da, wie aus seinem Leben gerissen und war plötzlich mit dem Tod konfrontiert. Dies musste er erst einmal verarbeiten. Denn er wusste: Einmal im Spital würde er so schnell nicht mehr herauskommen. Er bereitete sich innerlich auf das vor, was kommen würde.
Am nächsten Tag kam er als Notfallpatient ins Spital. Die Vermutung seines Arztes bestätigte sich. Die Ärzte versuchten, eine Operation zu vermeiden. Es sollte jedoch nicht so kommen. Nach dem Eingriff erholte sich Luca nur langsam. Er beschloss aber, nach seiner Entlassung wieder dahin zurück zu kehren, wo er zuvor herausgerissen wurde. Luca ging zurück nach Bologna. Dort schrieb er erfolgreich seine Prüfungen zu Ende.
Dies ist nur ein kurzer Ausschnitt aus Lucas Leben. Hinter all diesen Erlebnissen stehen viele tiefe Erkenntnisse, dass da mehr ist als nur der Schmerz, die Narben und die Verletzlichkeit durch seinen angeborenen Herzfehler. Als würde nach jeder Operation und Öffnung des Herzens auch eine innere Öffnung des Herzens stattfinden, eine Öffnung für das wahre Ich und eine Möglichkeit, sich aus diesem Zustand des Krank-Seins zu erheben.
Das Herz ist viel mehr als nur eine organische Pumpe, die uns am Leben hält. Das Herz öffnet uns für unser wahres Ich und für die Liebe. Die Liebe zu leben, zu akzeptieren, sanft und achtsam mit sich und seinem Umfeld zu sein und seinen ganz eigenen Lebensrhythmus zu leben. Aus ganzem Herzen.
Verfasst von Stephanie Diener